Heizöl-Markt aktuell: Auch Ölbestandsdaten bringen keine neuen Impulse - Heizölpreise weiter im Seitwärtstrend

09.07.2020
Heizöl-Markt aktuell: Auch Ölbestandsdaten bringen keine neuen Impulse - Heizölpreise weiter im Seitwärtstrend
 
» 09.07.2020 « Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben auch gestern keine neuen Impulse erhalten und suchen weiterhin nach einer neuen Richtung. In Folge werden auch die Heizöl-Notierungen hierzulande mit wenig Veränderung in den Tag starten.

Aktuell stehen die September-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte "Brent" bei 43,20 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl "West Texas Intermediate" kostet zur Stunde 40,75 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum US-Dollar deutlich verbessern und wird heute Morgen zu Kursen um 1,1350 US-Dollar gehandelt.

In den Vereinigten Staaten geht die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen weiter stark nach oben. Gestern wurden laut den Zahlen von worldometers.info knapp 62.000 neue Fälle gemeldet und auch in Brasilien und Indien ist die Lage alles andere als unter Kontrolle. Es muss hier in nächster Zeit mit einer deutlichen Verstärkung der Einschränkungen gerechnet werden und somit auch mit einem zumindest regionalen Rückgang der Ölnachfrage.
Dies scheint derzeit an den Börsen aber nur bedingt berücksichtigt zu werden, denn immer wieder streben die Öl-Futures nach oben, schaffen dann aber eben doch keinen Ausbruch. Es fehlt an neuen bullishen, also preistreibenden Impulsen.
Diese kamen gestern auch nicht von den neuen US-Ölbestandsdaten des Department of Energy (DOE). Zwar stieg die derzeit viel beachtete Gesamtnachfrage im Vergleich zur Vorwoche um 0,767 Millionen Barrel an, gleichzeitig gingen aber auch die Vorräte in Summe um vier Millionen Fass nach oben. Bei Rohöl und Heizöl bzw. Diesel legten die Bestände unerwartet kräftig zu, bei Benzin fielen sie überraschend deutlich nach unten. Die Ölproduktion lag unverändert bei 11 Millionen Barrel pro Tag.
Stützend wirkt aber sicherlich die nach wie vor problematische Lage der libyschen Ölindustrie. Gestern hätte eigentlich, erstmals nach Aufhebung der Force Majeure, am Öl-Terminal Es Sider ein Tanker beladen werden sollen, was aber wieder durch eine General Haftar unterstützende Militärgruppe verhindert wurde. Es ist hier also künftig wohl nicht mit einer deutlichen Zunahme der Ölexporte zu rechnen.
Auch die Gefahr eines möglicherweise heraufziehenden Hurrikans, der die Ostküste der USA treffen könnte, löste sicherlich einige Käufe aus.

Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar gestern deutlich auf den höchsten Stand seit rund vier Wochen zulegen. Marktbeobachter sprechen dabei von einer ausgeprägten Dollar-Schwäche, denn auch andere Währungen konnten Gewinne verbuchen. Nach wie vor herrscht an den Börsen ein ausgeprägt starker Optimismus, was die Risikobereitschaft der Anleger entsprechend erhöht. Es könnte aber ebenfalls gut sein, dass die Börsianer eine weitere Schwächung der US-Wirtschaft durch die zweite Corona-Welle befürchten.
 
Insgesamt also wieder recht stabile Vorgaben für den deutschen Inlandsmarkt, wo die Heizölpreise heute ohne klare Tendenz in den Tag starten. Geht es nach aktuellen Berechnungen dürfte sich daran auch im Laufe des Tages nicht viel ändern. Mittlerweile sind die Notierungen wieder sehr nahe am Langzeittief angekommen und bieten erneut eine gute Kaufgelegenheit. Auch wenn die meisten Tanks noch voll sein dürfen, sollte vor allem in Regionen mit sehr langen Lieferzeiten bereits jetzt ans Nachtanken gedacht werden. Denn nur im alten Jahr kann noch mit 16 Prozent Mehrwertsteuer und ohne CO2-Aufschlag ausgeliefert werden. Bereits ab August könnten die Termine vielerorts knapp werden.

Erläuterung bzw. Klarstellung zum Klimapaket der Bundesregierung: Bestehende Ölheizungen dürfen uneingeschränkt weiter betrieben werden. Erst ab 2026 sollen neue Ölheizungen mit einer regenerativen Energiequelle kombiniert bzw. ergänzt werden, z. B. Solarthermie oder Photovoltaik für Brauchwasser bzw. Heizungsunterstützung. Sollte dies nicht möglich und auch kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden sein, darf auch nach 2026 eine neue Ölheizung einbaut werden.
Unabhängig davon ist es absehbar, dass in den nächsten Jahren auch CO2-neutrales Heizöl (Stichwort E-Fuels) zu einem bezahlbaren Preis angeboten werden kann. Dieses kann problemlos in bestehenden Heizungen eingesetzt werden.